Von Angelverein bis Geflügelzüchter –
ein Prosit auf die Ehrenamtlichen
In Krostitz hatten CDU-Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein und Brauerei zum Ehrenamtsfest eingeladen. Mehr als 1000 Gäste kamen – und hatten Lob und Wünsche im Gepäck. Auch für Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Von Bastian Fischer
Krostitz. Es herrscht Volksfeststimmung auf dem Gelände der Krostitzer Brauerei am Samstagnachmittag: Von der Bühne schallt Blasmusik, zwischen Getränke-, Essens- und Informationsständen drängen sich deutlich über 1000 Gäste. Was wirkt wie eine kurzfristige Neuauflage des Brauereifests, ist tatsächlich ernsterer Natur: Zum 1. Ehrenamtsfest Nordsachsen haben sich Vertreterinnen und Vertreter nahezu aller Vereine aus dem Landkreis auf dem Areal eingefunden.
Organisiert hat die Veranstaltung die nordsächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein gemeinsam mit der Brauerei und der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE). Sie wolle den Tag nutzen, um einmal all jenen Menschen Wertschätzung zu erweisen, die sich Tag für Tag für Gesellschaft und Gemeinwohl engagieren, sagte sie.
„Die Überlegung war, entweder einen Tag lang durch die Region zu touren und dabei vielleicht fünf Vereine zu besuchen – oder möglichst viele an einem Ort zusammenzubringen.“ Sie wolle verdeutlichen, wie wichtig Vereine für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind. „Die Leute leisten in ihrer Freizeit so viel, das der Staat nicht leisten kann. Er kann aber die passenden Rahmenbedingungen schaffen, damit Engagement möglich wird. Die beste Ausstattung nützt nichts, wenn es keine Leute gibt, die sie nutzen.“
Dafür, dass das passieren kann, engagiert sich seit 2020 die von Regierung und Bundestag ins Leben gerufenen DSEE. Seither, bilanziert Stiftungsvorstand Jan Holze, seien allein nach Sachsen bereits knapp 6,7 Millionen Euro Fördergelder geflossen. Die Ausschüttung, erklärt er, geschieht unbürokratisch, parallel hilft die Stiftung Vereinen und Engagierten in Rechtsfragen, bietet Fortbildungen und Beratungen an.
Vereine wünschen sich mehr Wertschätzung
Ein Angebot, das man nun im Rahmen der Veranstaltung auch in Nordsachsen bekannter machen möchte. Zu tun, so zeigt sich beim Gespräch mit Besuchern, gibt es für die Politik noch einiges – aber nicht nur für die. „Es ist schon selten, dass einem mal gedankt wird, gerade in so einer Form“, sagt etwa André Göbel, Vizepräsident vom SV Blau-Weiß Blumberg. Denn die Wertschätzung, gerade in der breiten Gesellschaft, fehle für Ehrenamtliche oft. „Wenn Dinge gut laufen, werden sie als gegeben hingenommen. Aber wenn es Probleme gibt, bekommt man das direkt aufs Brot geschmiert“, findet auch Vereinsmitglied und Feuerwehrmann Nico Weber. Dabei sei das Ehrenamt enorm wichtig – und müsse für die Altgedienten wie für die Jugend wieder attraktiv werden und bleiben. Eine Idee: „Es würde sicherlich helfen, wenn sich mehr Vereine trauen, eigene Mitglieder für Ehrenamtspreise vorzuschlagen, um sichtbarer zu werden“, findet Göbel.
Fest bringt Engagierte aus Nordsachsen zusammen
Für Maike Meier von Förderverein der Grundschule Dahlen ist der Tag ebenfalls eine Bereicherung. „Sonst sind viele Vereine ja eher regional unterwegs, arbeiten dort schon gut zusammen, wie bei uns. So hat man die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, über den Tellerrand zu schauen. Vom Angelverein bis zu den Geflügelzüchtern ist hier alles vertreten“, lobt sie das Event. Gerade für lang gediente Mitglieder, die heutige Vereine teils von der Pike her mit aufgebaut haben, sei das eine tolle Würdigung, findet auch Jens Fischer von der Freiwilligen Feuerwehr Schmorkau. Es sei schön, in so einem Rahmen gesehen zu werden. Und einen Wunsch hat Feuerwehrkollege Matthias Arndt aus Dahlen trotzdem: „Es wäre schön, wenn die Vergütung für die freiwilligen Wehren vereinheitlicht würde. Und Freiwilligkeit muss immer gefördert werden, egal auf welcher Ebene.“
Kretschmer: Müssen Bürokratie abbauen
Der Ball für derlei Erleichterungen liegt bei der Politik. Das weiß auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der in Krostitz nicht nur zum Fassbieranstich vorbeischaut. Engagierte Menschen seien es, die die Gesellschaft als Ganzes voranbringen, erklärt er im Gespräch – und Sachsen habe davon eine Menge. Allerdings sieht er auch Baustellen für die Politik. „Wir müssen die Bürokratie abbauen, die Zettelwirtschaft abbauen“, benennt er Ziele. Leute, die etwas bewegen wollen, sollten nicht ausgebremst werden, sondern „Wertschätzung spüren“ – auf jedem Schritt des Wegs.
Unter den Augen von Brauereichef Sven-Matti Kamann (l.) und Ministerpräsident Michael Kretschmer (r.) schlug die Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein das Bier an.Fotos (2): Bastian Fischer