LVZ vom 09.10.2025

Einmal im Monat wird in der Krostitzer Kita Sonnenkäfer eine Französischstunde angeboten. Organisiert wird die vom Freundeskreis Krostitz – Allègre/Monlet.      FOTO: BASTIAN RAABE

Warum lernen Kita-Kinder in Krostitz jetzt schon Französisch?

Dank des ehrenamtlichen Engagements dreier Seniorinnen wird das zusätzliche Angebot möglich.

Von Bastian Raabe

Krostitz. Die dreizehn Kinder sitzen im Kreis. Sie alle halten Holzklötzchen zwischen den Fingern. Manche haben einen Würfel, andere ein dreieckiges Förmchen oder einen Quader. So weit, so gewöhnlich läuft der Morgen in der Glühwürmchen-Gruppe der Krostitzer Kita Sonnenkäfer ab. Nicht das Erkennen der Formen fordert die Kinder heraus. Vielmehr geht es um die Sprache.

„Le rectangle“, sagen die Kleinen im Kreis. „Le cerclé … le carre … le triangle.“

Auf Französisch benennen die Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren die Formen der Klötzchen. Teils kommen die richtigen Wörter von allein über die Lippen, teils müssen Renate Wolff, Silvia Marganiez und Gabriele Obst der Gruppe ein wenig auf die Sprünge helfen. Die drei Frauen gehören dem Freundeskreis Krostitz – Allégre/Monlet an. Der Verein pflegt die Partnerschaft der nordsächsischen Gemeinde zu den zwei namensgebenden Dörfern in Frankreich. Und seit letztem Jahr werden auch Französischstunden in der Kita angeboten. Etwa vier Vokabeln sind es pro Stunde“, erzählt Erzieherin Jeanette Hoffmann-Kühn. Neben den Worten für Formen hatten die Kinder auch schon die für einige Farben, Jahreszeiten, Zahlen oder Gebäude kennengelernt.

Die Kita-Gruppe hat mit den ersten Sprachkenntnissen vielen Gleichaltrigen bereits einiges voraus. In Sachsen lernen Kinder normalerweise erst ab der sechsten Klasse eine zweite Fremdsprache, wie etwa Latein, Russisch oder eben Französisch. Ob der erste Kontakt zu neuen Sprachen auch eher erfolgt, liegt in der Hand der Kitas. „Die Träger entscheiden eigenständig, welche besonderen sprachlichen Angebote, zum Beispiel im Hinblick auf den frühen Erwerb von anderen Sprachen, sie unterbreiten“, erklärt dazu das sächsische Kultusministerium. Punktuell gebe es zum Beispiel Angebote in Französisch, Englisch, Polnisch und Tschechisch. Es gehe bei dem Angebot in Krostitz allerdings nicht darum, den Kindern eine neue Sprache beizubringen. Es geht darum, den Horizont zu öffnen und etwas Neues kennenzulernen“, erzählt die Erzieherin. Dabei sei es eigentlich egal, was für eine Sprache behandelt werde. So sieht das auch Renate Wolff. „Die Kinder freuen sich und es macht Spaß, da ist es uns egal, ob sie sich die Vokabeln auch länger merken“, sagt die Vereinsvorsitzende.

„Wir sind jetzt immer zu dritt hier, die Kinder kennen uns schon gut.“ Für den Verein seien die Französischstunden auch eine gute Werbung bei den Eltern im Ort. Früher sei in der Kita in Kooperation mit dem Freundeskreis bereits Boule gespielt worden. Aktuell lauft das Angebot nur in einer Gruppe. „Das wurde unserer Leitung vom Verein angeboten und ich habe mich gemeldet“, erklärt Hoffmann-Kühn – obwohl sie selbst Russisch gelernt hat und sonst keinen Bezug zum Französischen hat. Auch abseits der einmal pro Monat stattfindenden Stunden werde die Sprache in den Alltag integriert. So werden Vokabeln im Morgenkreis wiederholt. Von dem Angebot sind die Kinder hellauf begeistert und die Damen vom Freundeskreis sind mit Herzblut dabei“, sagt die Erzieherin. Auch deshalb soll das Angebot bis in die Vorschule fortgeführt werden. Der Freundeskreis ist auch abseits der Französischstunden in der Kita präsent. „Vor kurzem wir auf dem Hof den Wagen der Freundschaft eingeweiht“, erzählt Renate Wolff. Der bunte Holzwagen dient den Kindern als Spiel- und Rückzugsort. Gebaut wurde er von den Vereinsmitgliedern, bemalt von den Kindern und gefördert durch Mittel des Regionalbudgets Delitzscher Land.

60 Mitglieder hat der 2004 gegründete Verein mittlerweile. Zusammen gehen sie Wandern, machen Ausflüge und Veranstaltungen, wie Wolff berichtet. Außerdem wird alle 14 Tage Französisch-Unterricht abseits der Kita angeboten. Einmal im Jahr gibt es zudem Besuche unter den Partnergemeinden. „Zuletzt waren wir dort, im nächsten Jahr kommen die Franzosen her“, sagt die Vorsitzende.

Es geht darum, den Horizont zu öffnen und etwas Neues kennenzulernen.

Jeanette Hofmann-Kühn, Erzieherin

Renate Wolff, Silvia Marganiez und Gabriele Obst vom Freundeskreis planen und leiten die Französischstunden.               FOTO: BASTIAN RAABE